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\subsection{Beweise der Nichtexistenz}
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Im Gegensatz zum Beweis, dass eine bestimmte Klasse von Programmen (Algorithmen) ein Problem lösen kann
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(was ein einfacher Existenzbeweis ist, bei welchem man eine korrekte Implementation liefern kann),
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ist der Beweis, dass diese Klasse von Programmen (Algorithmen) dies nicht tun kann viel schwieriger,
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da man (logischerweise) nicht für alle (undendlich vielen) Programme zeigen kann, dass sie das Problem nicht lösen.
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In diesem Kurs werden wir aber vorerst nur die Klasse der endlichen Automaten behandlen, welche sehr stark eingeschränkt sind,
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was diese Beweise verhältnismässig einfach macht.
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Falls also ein EA $A$ für zwei unterschiedliche Wörter $x$ und $y$ im gleichen Zustand endet (also $\hdelta(q_0, x) = \hdelta(q_0, y))$),
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so heisst das für uns von jetzt an, dass $A$ nicht zwischen $x$ und $y$ unterscheiden kann:
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\begin{lemma}[]{Unterscheidung von Wörtern}
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Sei $A$ ein EA über $\Sigma$ und $x \neq y \in \Sigma^*$ so dass
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\begin{align*}
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(q_0, x) \bigvdash{A}{*} (p, \lambda) \text{ und } (q_0, y) \bigvdash{A}{*} (p, \lambda)
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\end{align*}
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für ein $p \in Q$ (also $\hdelta_A (q_0, x) = \hdelta(q_0, y) = p(x, y \in \class [p])$).
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Dann existiert für jedes $z \in \Sigma^*$ ein $r \in Q$, so dass $xz, yz \in \class[r]$, also gilt insbesondere
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\begin{align*}
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xz \in L(A) \Longleftrightarrow yz \in L(A)
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\end{align*}
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\end{lemma}
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Das obenstehende Lemma 3.3 ist ein Spezialfall einer Eigenschaft, die für jedes (deterministische) Rechnermodell gilt.
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Es besagt eigentlich nichts anderes, als dass wenn das Wort $xz$ akzeptiert wird, so wird auch das Wort $yz$
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Mithilfe von Lemma 3.3 kann man für viele Sprachen deren Nichtregularität beweisen.
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\numberingOff
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\inlineex Sei $L = \{ 0^n1^n \divides n \in \N \}$.
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Intuitiv ist diese Sprache Nichtregulär, da $n$ undendlich gross sein kann, aber ein EA logischerweise endlich ist.
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Wir müssen hier nur formal ausdrücken, dass das Zählen benötigt wird, dass $L$ akzeptiert wird:
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Dazu benutzen wir einen Widerspruchsbeweis. Sei $A$ ein EA über $\alphabets{bool}$ und $L(A) = L$.
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Wir nehmen an, dass $L$ regulär ist und betrachten die Wörter $0^1, 0^2, \ldots, 0^{|Q| + 1}$.
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Weil wir $|Q| + 1$ Wörter haben, existiert per Pigeonhole-Principle o.B.d.A $i < j \in \{ 1, 2, \ldots, |Q| + 1 \}$
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(die Ungleichheit kann in komplexeren Beweisen sehr nützlich werden, da wir dann besser mit Längen argumentieren können),
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so dass $\hdelta_A(q_0, 0^i) = \hdelta_A(q_0, 0^j)$, also gilt nach Lemma $0^i z \in L \Leftrightarrow 0^j z \in L \smallhspace \forall z \in \wordbool$.
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Dies gilt jedoch nicht, weil für jedes $z = 1^i$ zwar jedes $0^i 1^i \in L$ gilt, aber $0^j 1^j \notin L$
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\numberingOn
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Um die Nichtregularität konkreter Sprachen zu beweisen, sucht man nach einfach verifizierbaren Eigenschaften,
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denn wenn eine Sprache eine dieser Eigenschaften \textit{nicht} erfüllt, so ist sie nicht regulär.
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% TODO: For Kolmogorov complexity elaborate some more, i.e. how to do proofs properly / how to derive a word more easily
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% -> TA Slides explain that really well
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\vspace{0.3cm}
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\hrule
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\vspace{0.2cm}
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\fhlc{Cyan}{Pumping}
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Eine Methode zum Beweis von Aussagen $L \notin \mathcal{L}_{\text{EA}}$ nennt sich \bi{Pumping} und basiert auf folgender Idee:
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Wenn für ein Wort $x$ und einen Zustand $p$ gilt, dass $(p, x) \bigvdash{A}{*} (p, \lambda)$, so gilt auch für alle $i \in \N$, dass $(p, x^i) \bigvdash{A}{*} (p, \lambda)$.
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Also kann $A$ nicht zwischen $x$ und $x^i$ unterscheiden, oder in anderen Worten, wie viele $x$ er gelesen hat,
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also akzeptiert $A$ entweder alle Wörter der Form $yx^iz$ (für $i \in \N$) oder keines davon
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\begin{lemma}[]{Pumping-Lemma für reguläre Sprachen}
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Sei $L$ regulär. Dann existiert eine Konstante $n_0 \in \N$, so dass sich jedes Wort $w \in \word$ mit $|w| \geq n_0$ in $w = yxz$ zerlegen lässt, wobei
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\rmvspace
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\begin{multicols}{2}
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\begin{enumerate}[label=\textit{(\roman*)}]
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\item $|yx| \leq n_0$
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\item $|x| \geq 1$
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\item Für $X = \{ yx^kz \divides k\in \N \}$ \textit{entweder} $X \subseteq L$ oder $X \cap L = \emptyset$ gilt
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\end{enumerate}
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\end{multicols}
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\end{lemma}
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Bei der Wahl von den Teilen von $w$ sollte man idealerweise einen Teil (der dann $=y$ in $w = yxz$ ist) bereits gross genug zu wählen, so dass (i) zutrifft, was es nachher einfacher macht.
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\numberingOff
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\inlineex Wir verwenden wieder die Sprache $L = \{ 0^n 1^n \divides n \in \N \}$ und wieder einen Widerspruchsbeweis:
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Wir nehmen an, dass $L$ regulär ist, also gilt Lemma 3.4 und es existiert eine Konstante $n_0$ so dass $|w| \geq n_0$.
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Um zu zeigen, dass eine Sprache nicht regulär ist, reicht es aus, zu zeigen, dass es ein (hinreichend langes) Wort gibt, für das eine der Eigenschaften in Lemma 3.4 nicht zutrifft.
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Wir wählen $w = 0^{n_0} 1^{n_0}$, also ist $|w| = 2n_0 \geq n_0$.
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Zudem müssen wir eine sinnvolle Zerlegung wählen -- denn eine solche existiert für jedes Wort $w$ mit $|w| \geq n_0$ laut Lemma 3.4 --
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wir wählen $yx = 0^{n_0}$, also ist $y = 0^l$ und $x = 0^m$ für irgendwelche $l, m \in \N$, so dass $l + m \leq n_0$.
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Nach Lemma 3.4 (ii) ist $m \neq 0$ ($|x| \geq 1$).
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Nun, da $w = 0^{n_0} 1^{n_0} \in L$, ist $\{ yx^kz \divides k \in \N \} = \{ 0^{n_0 - m + km} 1^{n_0} \divides k \in \N \} \subseteq L$, was aber ein Widerspruch ist,
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da $yx^0z = yz = 0^{n_0 - m} 1^{n_0} \notin L$ ($0^{n_0}1^{n_0}$ ist sogar das einzige Wort aus der Menge, das in $L$ liegt)
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\inlineintuition Woher kommt $0^{n_0 - m + km}$?
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Das Ganze wird mit Klammern bedeutend offensichtlicher: $0^{(n_0 - m) + (km)}$.
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Also ist der Ursprung der Koeffizienten auch klar, und sie kommen von $|y| = n_0 - m$ und $|x^k| = km$.
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Die Addition im Exponent kommt dann deshalb zustande, da dies ja nicht ein exponent ist, sondern die Anzahl der Repetitionen.
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\numberingOn
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\fhlc{Cyan}{Kolmogorov-Komplexität basiert}
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\begin{theorem}[]{Kolmogorov-Komplexität regulärer Sprachen}
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Sei $L \subseteq \wordbool$ eine reguläre Sprache. Sei $L_x = \{ y \in \wordbool \divides xy \in L \}$ für jedes $x \in \wordbool$.
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Dann existiert eine Konstante $c$, so dass für alle $x, y \in \wordbool$ gilt, dass
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\rmvspace
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\begin{align*}
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K(y) \leq \ceil{\log_2(n + 1)} + c
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\end{align*}
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\rmvspace
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falls $y$ das $n$-te Wort in der Sprache $L_x$ ist
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\end{theorem}
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\numberingOff
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\inlineex Wir verwenden wieder die Sprache $L = \{ 0^n 1^n \divides n \in \N \}$ und wieder einen Widerspruchsbeweis:
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Dazu nehmen wir wieder an, dass $L$ regulär ist. Für jedes $m \in \N$ ist $1^m$ das erste Wort in der Sprache $L_{0^m} = \{ y \divides 0^m y \in L \} = \{ 0^j 1^{m + j} \divides j \in \N \}$.
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Die zweite Menge beinhaltet also alle möglichen Wörter, die $y$, die noch immer in $L$ sind, wenn man sie mit $0^m$ konkateniert
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und ist deshalb eine konkrete Beschreibung von $L_{0^m}$.
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Also gibt es laut Satz 3.1 eine Konstante $c$, die unabhängig von $x = 0^m$ und $y = 1^m$ und somit von $m$ ist, so dass $K(1^m) \leq \ceil{\log_2(1 + 1)} + c = 1 + c$
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($n = 1$ hier, da $1^m$ das erste Wort in $L_{0^m}$ ist und wir dieses Wort betrachten wollen),
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also gilt für eine Konstante $d = 1 + c$, dass $K(1^m) \leq d$.
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Dies ist aber unmöglich, da:
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\begin{enumerate}[label=(\roman*)]
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\item die Anzahl aller Programme, deren Länge $\leq d$ ist höchstens $2^d$ und entsprechend endlich
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\item die Menge $\{ 1^m \divides m \in \N \}$ undendlich ist
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\end{enumerate}
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\numberingOn
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